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LGBT-Organisationen laden zum Katholikentag ein

In Deutschland haben sich heute Katholiken in Leipzig zur Eröffnung eines dreitägigen Hauptereignisses versammelt, des "Katholikentags", der seit 1848 alle zwei Jahre stattfindet (mit Ausnahme einer Unterbrechung während der Zeit des Nationalsozialismus).

Bei über 1000 verschiedenen Ausstellungen und Veranstaltungen werden rund 30.000 Besucher erwartet. Die Veranstaltung, die vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken organisiert wird, ist so bedeutsam und einflussreich, dass nicht nur die führenden Mitglieder der deutschen katholischen Kirche, sondern auch hochrangige Politiker anwesend sind.

Für die Kirche nimmt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, teil, ebenso wie Kardinal Karl Lehmann, der LGBT-freundliche Erzbischof Heiner Koch von Berlin und andere namhafte Prälaten.

Papst Franziskus sandte eine vorab aufgezeichnete Botschaft zur Verlesung an die Versammlung.

Für den Staat hielt der deutsche Bundespräsident die Eröffnungsrede, während ein Bundesminister, ein Ministerpräsident und andere Vertreter aller wichtigen Parteien (bis auf eine) ebenfalls anwesend waren.

In prominenter Weise anwesend, auf direkte und ausdrückliche Einladung, um die LGBT-Inklusion in der Kirche zu fördern, sind drei landesweite LGBT-Interessengruppen: Netzwerk katholischer Lesben, Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) und Initiative Kirche von unten, eine fortschrittliche Basisorganisation, die sich aktiv für die LGBT-Inklusion einsetzt.

Dies ist von grosser Bedeutung - die deutsche Hierarchie nimmt das ZdK in der Tat sehr ernst.

Nachdem die Gruppe eine Resolution verabschiedet hatte, in der sie um den kirchlichen Segen für gleichgeschlechtliche Paare bat, antwortete Kardinal Marx, dass die Anfrage nicht "uneingeschränkt" akzeptiert werden könne - was andeutet, dass sie vielleicht zumindest teilweise mit Vorbehalten akzeptiert werden könne.

Die Bedeutung und das Ausmass der LGBT-Teilnahme in diesem Jahr lässt sich auch an der Panik ablesen, die auf der rechten "katholischen" Seite Lifesite News geäussert wird:

Sie (die LGBT-Gruppen) werden "massiv" bei Veranstaltungen, runden Tischen und sogar während der Gottesdienste präsent sein und die revolutionäre Kraft des Zentralkomitees der deutschen Katholiken bezeugen, einer Laienorganisation, die enge Verbindungen zur Bischofskonferenz unterhält und eine "gemässigtere" katholische Lehre über Ehe, Familie und Sexualität fördert.

Dies ist das erste Mal überhaupt, dass deutsche Homosexuellengruppen offiziell zum Katholikentag eingeladen sind.

Ein "Regenbogenzentrum" - ein Treffpunkt für LGBT-Gläubige und LGBT-Gruppen - wird eingerichtet, da die katholische Kirche dem Beispiel ähnlicher "evangelischer Tage" im Jahr 2015 in Stuttgart folgt, die nicht nur ein Regenbogenzentrum, sondern auch etwa 100 Veranstaltungen für LGBTs, "Queers" und "Gender-Themen" begrüssten.

Für eine ausgewogenere Sichtweise auf die LGBT-Teilnahme und einen interessanten Kontrast zu der einen politischen Partei, die nicht eingeladen wurde, siehe diesen Bericht der überaus respektablen Deutschen Welle (Stefan Kaufmann ist ein offen schwules Mitglied des Deutschen Bundestages):

Eine vielfältige Kirche für das deutsche Volk

Tatsächlich zeigt die Anwesenheit von Kaufmann mit drei der wichtigsten schwulen und lesbischen katholischen Interessengruppen des Landes, dass das ZdK bereit ist, eine offen fortschrittliche und in gleichem Masse kontroverse Position in Bezug auf die Art von Kirche einzunehmen, die es fördern möchte.

Kaufmann sowie das Netzwerk katholischer Lesben und die Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche wurden von den Organisatoren eingeladen, ihre Arbeit zur offenen Integration sexueller Minderheiten in die katholische Kirche vorzustellen.

Aber nicht das gesamte politische Spektrum ist in Leipzig vertreten.

Sachsen ist das Herzstück der jüngsten rechtspopulistischen politischen Bewegungen in Deutschland. Und in der Tat wurde viel darüber geredet, dass die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) nicht zur Teilnahme an den Veranstaltungen aufgefordert wurde. Thomas Sternberg, Präsident des ZdK, wurde während der Pressekonferenz danach gefragt.

Für die Organisatoren ist die starke Anti-Immigrations-Agenda der AfD unvereinbar mit dem Internationalismus, der Offenheit und dem Anspruch auf Gastfreundschaft, den der Katholizismus an die Mitglieder der Kirche stellt. Laut Sternberg ist die Pflicht, die Bedürftigen zu schützen, eine christliche Pflicht, und eine Gruppe einzubringen, die die Schliessung der deutschen Türen angesichts derer fordert, die vor grossen Nöten fliehen, kann keine Plattform in einer Veranstaltung finden, die die Offenheit fördern soll.

Und wenn Ihr Deutsch gut genug ist, um es zu lesen (möglicherweise mit Hilfe von Google oder einer anderen Übersetzungssoftware), gibt es einen Bericht aus einer deutschen LGBT-Perspektive auf queer.de, der unter anderem beschreibt, wie eines der Ziele des Regenbogenzentrums darin bestehen wird, ihre Arbeit und die Fortschritte in Richtung des kirchlichen Segens für gleichgeschlechtliche Paare zu fördern.

Mit Unterstützung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken organisieren schwule und lesbische Christen auf dem Katholikentag in Leipzig das "Zentrum Regenbogen".

Nach guten Erfahrungen beim evangelischen Kirchentag wird es in diesem Jahr beim Katholikentag in Leipzig erstmals einen von LGBT-Organisationen eingerichteten Treffpunkt für LGBT-Gläubige geben.

Bei den letzten beiden evangelischen Kirchentagen hatte es bereits das "Zentrum Regenbogen" gegeben; 2015 wurden in Stuttgart rund 100 Veranstaltungen zu queeren und Gender-Themen durchgeführt (queer.de berichtete). Zum Katholikentag, der in diesem Jahr vom 25. bis 29. Mai in der Sachsenmetropole Leipzig stattfindet, wird es erstmals das Regenbogenzentrum auch für die Massenveranstaltung der derzeit grössten deutschen Glaubensgemeinschaft geben.

Organisiert wird das Zentrum vom Netzwerk katholischer Lesben, der ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) sowie der amtskirchenkritischen Initiative Kirche von unten.

Diese drei Organisationen betonen, dass sie auf ausdrückliche Einladung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) bei der Laienveranstaltung römisch-katholischer Gläubiger dabei sein werden. "Wir sind bei Katholikentagen nicht geduldet, sondern haben es mit unseren Themen weit nach vorn geschafft", erklärte dazu Manuela Sabozin vom Netzwerk katholischer Lesben.

Das ZdK hat bereits in der Vergangenheit mehr Offenheit der Kirche gegenüber Homosexuellen gefordert.

So sprach sich die Laienvertretung vergangenes Jahr in ihrer Vollversammlung für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren aus (queer.de berichtete). Allerdings verteidigte ZdK-Chef Thomas Sternberg kürzlich das diskriminierende kirchliche Arbeitsrecht, das nach wie vor erlaubt, Mitarbeiter wegen ihrer Homosexualität zu feuern (queer.de berichtete).

Forderung nach Segnung von Homo-Paaren

Die Veranstalter des "Zentrums Regenbogen" setzen als Themenschwerpunkte insbesondere den Alltag von Regenbogenfamilien, die Akzeptanz von Trans-Menschen und die "Gender"-Phobie der Kirche.

Ausserdem fordern sie offen, dass gleichgeschlechtliche Paare in Gemeinden gesegnet werden sollten. Neben LGBT-Themen wollen die Organisatoren auch über den "eigenen Horizont hinausschauen"; als Themen sind daher der Schutz von Flüchtlingen, das Verhältnis von Kirche und Rechtsextremismus sowie das historische zwischen Amtskirche und DDR-Staatssicherheit geplant.

Die meisten Veranstaltungen sollen auch ins offizielle Programm des Katholikentages aufgenommen werden.

Eine katholische Einrichtung konnte man aber nicht für das Regenbogenzentrum gewinnen.

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Statt dessen hat die Evangelische Michaelis-Friedens-Gemeinde in Leipzig beschlossen, mit der Friedenskirche und dem angeschlossenen Gemeindezentrum im Ortsteil Gohlis-Süd Gastgeberin zu sein. Kirche und Gemeindezentrum befinden sich am Kirchplatz, der vom Leipziger Hauptbahnhof binnen zehn Minuten erreichbar ist.

Am Samstag wollen dort die Gruppen einen ökumenischen Gottesdienst feiern.

Ausserdem ist ein Konzert des Leipziger schwulen Chores "Die Tollkirschen" und des christlichen LGBT-Chores "Queerubim" geplant.

Schwule und Lesben nehmen bereits seit 1994 aktiv am Katholikentag teil. Es gab hierüber allerdings auch immer wieder Auseinandersetzungen. So polterte der Salzburger Weihbischof Andreas Laun 2008, dass es "skandalös" sei, wenn Homosexuelle so offen auf der katholischen Veranstaltung zu sehen seien (queer.de berichtete).

 

(Cross-posted at Queering the Church).

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